Die "Münsterland Zeitung" berichtet über die Orgelsanierung:
Dr. Hans-Wolfgang Theobald leistet mitunter so etwas wie Detektivarbeit: Der Fachmann von einer Orgelbaufirma restauriert mit einem Kollegen die Orgel in der Barockkirche Zwillbrock. Wir haben sie bei den Arbeiten besucht.
Die Rechnung lässt sich leicht aufmachen: 1596 Pfeifen zählt die Orgel in der Zwillbrocker St.-Franziskus-Kirche. Die beiden Experten aus Bonn befassen sich im Durchschnitt eine Stunde lang mit jeder dieser Pfeifen, die zu dem historischen Musikinstrument gehören. 848 Arbeitsstunden umfasst damit – rein theoretisch hochgerechnet – die Arbeitszeit für die Sanierung der Orgel, Aus und Einbau nicht mitgerechnet.
Korrosions-Schäden
Dr. Hans-Wolfgang Theobald leistet dabei mitunter sogar so etwas wie Detektivarbeit. Der Fachmann von der Firma Orgelbau Klais und sein Kollege Friedemann Burkert sind in diesen Tagen oft auf der Orgelbühne der Barockkirche anzutreffen.
Wie ein riesiger Bausatz wirken die vielen Orgelpfeifen, die sie abmontiert haben. Jede einzelne erfährt eine genau Inspizierung. Immer steht eine sorgfältige Reinigung an, in manchen auch ein Eingriff, um eventuell vorhandene Korrosions-Schäden wieder auszugleichen.
Dabei richtet sich der Blick der Experten auch auf die Frage, welcher Herkunft die Orgel ist. Ihr Baumeister ist nicht bekannt. „Aber wir gehen davon aus, dass diese Orgel zwischen 1740 und 1750 gefertigt worden ist“, sagt Theobald. Feinste Signaturen geben den beiden Restauratoren Aufschlüsse darüber, welcher Meister für diese Orgel verantwortlich zeichnete.
Charakteristische Merkmale
Die Einkerbungen sind so schmal und blass, dass der Laie sie kaum von den Kratzern unterscheiden kann, die im Laufe der Jahrhunderte auf den bleiernen Mantel der Pfeife gekommen sind. „Diese Signaturen lassen sich mit anderen vergleichen. Daraus kann man schließen, dass es sich eventuell um eine Mencke-Orgel handelt“, sagt Theobald.
Nicht der erste Fall dieser Art. Der Spezialist berichtet mit erkennbarer Freude, wie er schon manche Entdeckung auf diesem Gebiet machen konnte: Neben den Pfeifen gibt zum Beispiel auch der Korpus einer Kirchenorgel Aufschluss über seine Herstellung. Denn jede Orgel besitzt gewisse charakteristische Merkmale.
Manchmal verkauft
Ganz diffizil kann es werden, wenn eine Orgel plötzlich an einer Stelle auftaucht, wo sie geografisch nicht zu vermuten ist. Dahinter steckt manchmal der Verkauf an eine andere Kirchengemeinde, wie er früher durchaus vorkam. Ein Beispiel dafür findet sich ganz in der Nähe, in Vreden selbst: Die Pfarrei veräußerte im Jahre 1850 ihre Orgel nach Oberbachem im Landkreis Bonn – dort gibt es sie heute noch.
Das trat wiederum im Jahre 1957 zu Tage, als die Bonner Orgelbau-Firma Klais in Vreden tätig war, um seinerzeit die Orgel in St. Georg zu sanieren. Damals schon zog auch das Gotteshaus an der Grenze die Aufmerksamkeit der Fachleute auf sich, und so findet sich in der Firmenakte von damals auch eine sorgfältige Dokumentation zur Orgel in St. Franziskus. Hans-Wolfgang Theobald kann die gestochen scharfen Schwarz-Weiß-Fotografien heute noch für seine Arbeit nutzen.
Langfristigkeit
Der Bau von Kirchenorgeln und die Beschäftigung mit ihnen ist offensichtlich etwas, das Langfristigkeit benötigt. Da erscheinen die Wochen kurz, die die Experten jetzt noch in die Zwillbrocker Orgel stecken. Im Frühjahr nächsten Jahres soll sie mit ihrem Klang wieder die Gläubigen ebenso berühren wie die Musikfreunde.
(26.09.2014 | Mit freundlicher Genehmigung der Münsterland Zeitung.)
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Die Pfarrei St. Georg bietet interessierten Musikern und Ensembles die Möglichkeit geistliche Konzerte in der Barockkirche Zwillbrock durchzuführen.
Sonntags und mittwochs finden in der Barockkirche St. Franziskus Eucharistiefeiern statt.
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